Clubhouse Guide für Drüberflieger

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Die Social Audio App Clubhouse hatte Anfang des Jahres in der Online-Welt einen ziemlichen Hype ausgelöst. Dieser Beitrag gibt dir in gewohnter Drüberflieger-Manier einen schnellen Überblick über die App und zeigt, welches Potential für deine Marketingstrategie in Clubhouse steckt.


 

Und plötzlich war da Clubhouse! Die Social Audio App war Anfang des Jahres in der Online-Welt in aller Munde und auf Social Media Plattformen entstand ein regelrechter Hype. Und jetzt? Jetzt scheint die große Aufregung verklungen zu sein. Doch was hat es mit Clubhouse eigentlich auf sich? Wir geben dir einen schnellen Überblick über die neue App auf dem Medienspielfeld und welches Potential sie für deine Marketingstrategie birgt.

Was ist Clubhouse?

  • Clubhouse erschien im April 2020 auf dem Markt und ist vom Start-Up Alpha Exploration Co. entwickelt worden. Momentan ist die App noch in der Beta-Phase und kostenlos.
  • Die App ist vorerst sehr exklusiv, da man sich nur auf Einladung anmelden kann und es die App bisher lediglich als iOS-Version gibt. Eine Android-Version ist in Arbeit. Geplant sind außerdem kostenpflichtige Räume, die Möglichkeit Trinkgeld zu geben und ein Finanzierungsmodell für Clubhouse-Influencer. Es ist auch möglich, dass sich Clubhouse in Zukunft für alle öffnet.
  • Clubhouse ist eine Social Audio App. D. h., im Gegensatz zu Social Media basiert diese App nur auf Audio. Das Format ist eine Art Live-Podcast und Unterhaltungen finden live (keine nachträgliche Abrufbarkeit) in unterschiedlichen virtuellen Räumen, sogenannten „Rooms“, statt. Nutzer können dabei sowohl eine passive Rolle als Zuhörer als auch eine aktive als Sprecher/Teilnehmer einnehmen. Eine Like- oder Kommentarfunktion zum Gesagten gibt es im Gegensatz zu Live-Streams auf anderen Plattformen bisher nicht.
  • Die App wird von Investoren finanziert, ein eindeutiges Geschäftsmodell für die Zukunft ist noch nicht klar definiert. Hauptaugenmerk scheint im Moment schnelles und großes Wachstum zu sein, wie t3n feststellt: “Funktionierende Mechanismen wie künstliche Verknappung der Teilhabe und das Auslösen eines von dieser Exklusivität und Fomo befeuerten Hypes sollen dafür sorgen, dass die App möglichst schnell wächst.” (Anm. d. Red. Fomo = engl. Fear of missing out; die Angst etwas zu verpassen)
  • Kritik: Die App steht bezüglich des Datenschutzes in der Kritik (Mitschnitt und temporäre Speicherung von Gesprächen, Sammlung personenbezogener Daten, Zugriff auf das Adressbuch), ebenso wegen der eher komplizierten Löschung des Accounts. Außerdem wird kritisiert, dass Nutzer zwar Verstöße melden können, es aber keine Moderation gibt. Grundsätzlich erscheint eine Moderation bei Live-Gesprächen schwierig. Jedoch wäre es sinnvoll, da ein Format wie dieses ohne Moderation auch Raum für Hate Speech ermöglicht. Des Weiteren schließt die App aufgrund ihres Formates bestimmte Personengruppen wie gehörlose Menschen aus.

Was sagen die Statistiken?

  • Die App hat 10 Millionen Nutzer (Stand Februar 2021).
  • Der Wert von Clubhouse wird auf über 1 Mrd. Dollar geschätzt.
  • Seit Januar haben sich die Nutzerzahlen verfünffacht – von 2 Millionen (Januar 2021) auf 10 Millionen (Februar 2021).
  • Mitte Januar 2021 war Clubhouse auf Platz 1 im AppStore, mittlerweile ist die App aber wieder abgestiegen auf Platz 47 (Stand 03.03.2021).
  • Deutschland zählt zum stärksten Markt außerhalb der USA, gemessen an den Downloadzahlen. Allerdings ist laut einer Umfrage hierzulande der Anteil an Downloads vergleichsweise zu anderen Apps sehr gering, was an der Exklusivität der App und dem dadurch erschwerten Beitritt liegen kann.

Wofür kann Clubhouse als Teil der Marketingstrategie genutzt werden?

  • Influencer Marketing und Sponsoring – z.B. einen Talk mit einer/m InfluencerIn sponsern.
  • Für Recruiting und Branding – z.B. Gesprächsrunden über das Unternehmen mit Experten aus verschiedenen Abteilungen, die einen Einblick in die eigene Arbeit und Unternehmenskultur geben.
  • Durch die Nutzung kann man als Early Adopter punkten und zeigen, dass man gegenüber neuen Formaten aufgeschlossen ist.
  • Für (mehr) Reichweite und Networking, um neue bzw. andere Zielgruppen zu erschließen und sich mit interessanten Personen zu vernetzen.
  • Laut Neil Patel eignet sich Clubhouse gut für Ankündigungen (z.B. neue Produkte).
  • Für Expertentalks zu aktuellen (Branchen-)Themen. Dadurch bietet man seinen Followern Content mit Mehrwert, der Impulse gibt und Wissen persönlicher vermittelt.
  • Für Q&A oder Feedback-Runden – z.B. im Anschluss an einen Live-Stream auf einem anderen Kanal oder zum eigenen Angebot.
  • Zu “Nutzerbefragungen zu Co-Kreationszwecken”(vorgeschlagen von Springer)

Wichtiges zum Erstellen eines Accounts

  • Der Beitritt erfolgt entweder über eine Einladung oder eine Warteliste. Bist du schon angemeldet, hast du die Möglichkeit selbst zwei Einladungen zu verschicken.
  • Profil:
    • Füge eine Profilbeschreibung hinzu, die deine Kompetenzen und thematischen Stärken als Speaker hervorhebt.
    • Sowohl Follower, wem man folgt und wer einen eingeladen hat, werden angezeigt. Ein Party-Emoji neben dem Profilbild signalisiert anderen Usern, dass man seit dieser Woche neu auf Clubhouse ist. Eine Verlinkung mit Instagram und Twitter ist möglich.
    • Es gibt bisher keine Unternehmensprofile bei Clubhouse. Somit tritt man eher als Privatperson auf. Das muss aber kein Hindernis sein wie Somengo ausführt: „Habt Ihr allerdings in Eurem Unternehmen Experten auf einem gewissen Fachgebiet oder Corporate Influencer, könnt Ihr mit diesen auf der App aktiv werden.”
  • Stichpunkt: Networking. Baue dir ein Netzwerk innerhalb von Clubhouse auf, indem du auch bei anderen Gesprächsrunden Präsenz durch aktive Teilnahme zeigst. Um mitdiskutieren zu dürfen, musst du den Handzeichen-Button verwenden.
  • Es gibt themenspezifische Gruppen (Clubs), denen du beitreten kannst. Wenn du 3 Talks gehostet hast, kannst du selbst einen Club eröffnen. Dazu musst du eine Anfrage schicken, die von Clubhouse erst bestätigt werden muss. Bisher darf man nur einen eigenen Club eröffnen.
  • Wenn du einen Talk hosten willst, kannst du entscheiden, ob es ein privater oder öffentlicher Raum sein soll. Als Host/Moderator hast du die Möglichkeit andere auf die virtuelle Bühne zu holen oder sie gegebenenfalls zu entfernen.

Fazit

Clubhouse bietet mit seinem Format die Möglichkeit weg von der Bilderflut und hin zur auditiven Konzentration zu führen. Im Bereich Marketing bedeutet das ein weiteres spannendes Format für Storytelling, Networking und mehr (Kunden-)Nähe. Obwohl der Hype schon wieder etwas abgeklungen ist und einige Bereiche verbessert werden müssten, hat die App Potential. Es bleibt also abzuwarten, ob Clubhouse es schafft sich weiter auf dem Markt zu halten – auch im Hinblick auf größere soziale Netzwerke, die sich an Ähnlichem versuchen.

Weiterführendes Lesematerial:

Ausführlicher Artikel zum Datenschutz bei Clubhouse: https://www.zeit.de/digital/datenschutz/2021-02/datenschutz-clubhouse-chat-app-handynummer
Tipps wie man sich als Host/Moderator verhalten sollte: https://blog.hubspot.com/marketing/how-to-use-clubhouse
Noch mehr Statistiken: https://backlinko.com/clubhouse-users#clubhouse-usage-statistics

Quellen:

https://www.hna.de/verbraucher/app-clubhouse-neu-stiftung-warentest-datenschutz-urteil-dsgvo-apple-kassel-hna-ltt-zr-90205480.html
https://www.nzz.ch/technologie/hype-um-clubhouse-was-hinter-der-neuen-exklusiven-social-app-steckt-ld.1597179#subtitle-was-ist-clubhouse-und-wie-funktioniert-es-second
https://t3n.de/news/clubhouse-live-podcasting-nur-1351044/
https://www.somengo.de/2021/01/21/clubhouse-im-marketing/
https://backlinko.com/clubhouse-users#clubhouse-usage-statistics
https://appfigures.com/resources/insights/clubhouse-goes-european
https://twitter.com/bjoern_m_/status/1352329143514488832
https://www.cnbc.com/2021/02/23/clubhouse-hires-android-developer-work-on-android-app-has-begun.html
https://neilpatel.com/blog/clubhouse-app/
https://www.springerprofessional.de/social-media-marketing/influencer-marketing/clubhouse-mischt-die-social-media-auf/18818240
https://blog.hubspot.com/marketing/how-to-use-clubhouse

Emilia Hoth

… vertritt die Millennial Generation bei Communeer. Sie hat einen Bachelor in Anglistik. In ihrer Freizeit tauscht sie die Computertastatur gerne mal gegen einen Pinsel aus und malt Bilder mit Farbe statt mit Worten. Hier schreibt sie über Social Media und digitale Trends.