Das Einhalten der Datenschutz-Grundverordnung ist eine Herausforderung für Unternehmen aller Größenordnungen. Man muss schon tief in die Materie eintauchen, um sich den 88-seitigen Gesetzestext zu erschließen und auf die eigene Situation korrekt anzuwenden. Die bisher weitestgehend fehlende Rechtsprechung macht das Ganze nicht einfacher.
Bei all den Unannehmlichkeiten muss die DSGVO aber entscheidende Vorteile bieten, sonst gäbe es keinen triftigen Grund für deren Einführung. Die Behörden scheinen zudem sehr bestrebt zu sein die Verordnung durchzusetzen, drohen sie doch bei Nichteinhaltung mit Bußgeldern in Höhe von bis zu 20 Mio. € oder 4 % des Jahresumsatzes.
Und ja, es gibt ihn, den guten Grund. Die DSGVO hat nämlich das Potenzial, das digitale Leben positiv zu verändern. Die Betonung liegt auf Potenzial, denn da sie eben so umfangreich und komplex ist, verzögert sich ihre korrekte Umsetzung – obwohl die Verordnung bereits seit dem 25. Mai 2018 gilt.
Hol dir deine Daten zurück!
Inwiefern kann die DSGVO unser digitales Leben verbessern? Wir kennen es vermutlich alle: Tagtäglich werden wir mit verwirrenden Zustimmungsanfragen und Cookie-Hinweisen, seitenübergreifendem Tracking und Überwachung zwecks Werbung konfrontiert. Das alles macht das Internet nicht nur langsamer, es zwingt uns auch dazu, unsere persönlichen Daten im schwarzen Loch des Webuniversums verschwinden zu sehen – auf Nimmerwiedersehen. Wir wissen nicht, welche Seiten welche persönlichen Daten zu welchen Zwecken abgreifen, wo diese gespeichert und an wen sie weitergegeben werden.
Abhilfe soll die DSGVO schaffen, die europaweit das Datenschutzrecht vereinheitlicht. Sie soll dafür sorgen, dass Nutzer über ihre persönlichen Daten selbst entscheiden können und die Hoheit darüber zurückerhalten. Das klingt beinahe revolutionär. Und ist zumindest eine Tür in die Post-Tracking-Ära – keine Cookie-basierte Analyse und Werbung, keine Datenspionage, stattdessen freiwillige Datenübergabe bei transparenter und sicherer Datenpflege.
Starte deine Lead-Revolution!
Der erste Schritt, um als Unternehmen die Umsetzung der DSGVO zu meistern, ist die DSGVO aus Nutzersicht zu sehen, d. h. nicht als Hürde, sondern als Vorteil und Chance. Und Nutzer sind wir schließlich alle. Die DSGVO ist ein Schutzmechanismus und bietet einen Rahmen, in dem sich Personen und Unternehmen sicher bewegen und Daten austauschen können.
Die Verordnung holt das Datenschutzrecht in das digitale Zeitalter. Diejenigen, die ihre Kunden schätzen, behandeln ihre Daten folglich gewissenhaft und mit großer Verantwortung. Hinter jedem Datensatz steht ein echter Mensch. Und ohne Menschen, die einem ihre persönlichen Informationen anvertrauen, gäbe es keine Leads, keinen echten Dialog und keine Kundenbindung – und somit auch keinen Verkauf und kein Geschäftsverhältnis.
Qualität über Quantität
Die Verordnung trennt die Spreu vom Weizen – nicht nur was die ordentliche Datenpflege in Unternehmen, sondern auch was die Qualität der Leads angeht.
Auf den ersten Blick stellen DSGVO-konforme Formulare und Zustimmungsanfragen eine Hürde dar. Früher war es gängige Praxis, eine E-Mail-Adresse, mit der sich ein Interessent z. B. für den Erhalt eines E-Books eingetragen hat, sogleich dazu zu verwenden, um Newsletter und Angebote aller Art zu verschicken. Jetzt muss explizit gefragt werden, ob die E-Mail-Adresse auch für andere Zwecke außer für die einmalige Zusendung des E-Books genutzt werden darf – am besten mit einer nicht vorausgewählten Checkbox und einem eindeutig und verständlich formulierten Hinweis.
Klar, es ist ein Mehraufwand. Und ja, du wirst vielleicht erstmal weniger Leads mit deinen kostenlosen Inhalten erzeugen. Aber: Diejenigen Nutzer, die sich dafür entscheiden dir ihre Daten freiwillig anzuvertrauen, um mehr von dem zu bekommen was sie auf deiner Webseite, deinem Blog, deinen Social Media Kanälen sehen – also hochwertigen Content – sind wirklich gute Leads – und können zu neuen Followern, Fans und Fürsprechern werden.
Content, Content, Content
Du merkst, es geht immer um gute Inhalte. Der erste Berührungspunkt eines Kunden mit dir sind Inhalte, der zweite Qualität, der dritte Vertrauen. Und was kommt dann? Wieder Inhalte, Qualität, Vertrauen. Deine bestehenden und potenziellen Kunden vertrauen auf die Qualität deiner Produkte. Und sie vertrauen ebenso auf die Qualität deiner Inhalte – denn jeder Inhalt, den du erstellst, ist ebenfalls ein Produkt.
Wenn du also wirklich qualitativ hochwertige Leads erzeugen möchtest, konzentriere dich auf tolle Inhalte und die Art, wie du sie kommunizierst. Finde heraus, wer deine Produkte braucht. Lerne den Charakter, die Gewohnheiten, Probleme und Sorgen der Menschen kennen, die nach deiner Lösung suchen. Sprich ihre Sprache. Schreibe Sätze, die sie verstehen. Zeige Bilder, die sie inspirieren und ihnen weiterhelfen. Behandle den Interessenten als einen Freund, dem du Tipps gibst und interessante Storys erzählst.
DSGVO-konform auf ganzer Linie
Setze die DSGVO auf allen Ebenen konsequent um. Hilf dem Menschen, der deine Webseite zum ersten Mal aufruft, Vertrauen zu fassen. Zeige ihm transparent und deutlich, welche Dateien deine Webseite in seinem Browser speichern kann, um ihn zu identifizieren (Cookies). Und gib ihm die Möglichkeit, sich frei zu entscheiden, unerkannt zu bleiben oder gewisse Einblicke zu gewähren.
Das geht zum Beispiel ganz einfach mit Plug-Ins, die dir ermöglichen, die Cookie-Optionen deiner Webseite DSGVO-konform umzusetzen (z. B. Borlabs für WordPress-Webseiten). Ist der Besucher damit einverstanden, zusätzliche, außer der für die einwandfreie Funktion der Webseite zwingend erforderlichen Dateien, in seinen Browser zu laden – um z. B. externe Medien zu sehen, die von Video- und Social Media-Plattformen stammen – dann muss er aktiv zustimmen, indem er die gewünschte Option freigibt. Zu solchen optionalen Dateien zählen auch Statistik-Cookies, die anonym Informationen erfassen und dem Webseitenbetreiber zu verstehen helfen, wie der Besucher die Webseite nutzt (z. B. Google Analytics).
Gleich beim allerersten Aufruf deiner Webseite sollte der Besucher also die Gewissheit bekommen, dass er hier als mündiges Individuum willkommen geheißen wird und frei entscheiden kann, was er von sich preisgibt. Eine klar formulierte, DSGVO-konforme Cookie-Abfrage ist wie ein Lächeln zur Begrüßung: Sie weckt Vertrauen und stimmt positiv. Beste Voraussetzungen, damit der Besucher sich wohlfühlt und länger bleibt.
Deine Datenschutzerklärung, auf die du am besten bei allen Formularen und Zustimmungsabfragen verlinkst, sollte präzise, verständlich und so einfach wie möglich formuliert sein. Nutze dafür DSGVO-Generatoren (z. B. von eRecht24) oder ziehe bei einer komplexeren Erklärung einen auf Datenschutz spezialisierten Anwalt zur Rate.
Auch wenn es um ein ordentliches, DSGVO-konformes Datenmanagement geht, ist eine anwaltliche Beratung oft hilfreich. Bestimmte Kriterien verpflichten ein Unternehmen zudem zur Benennung eines externen oder betrieblichen Datenschutzbeauftragten, der die Einhaltung des Datenschutzes sicherstellt und überwacht. In vielen Fällen lohnt es sich aber auch einen Datenschutzbeauftragten freiwillig zu bestellen, denn er hilft bei den zahlreichen Dokumentations-, Auskunfts- und Nachweispflichten und der praktischen Umsetzung der DSGVO.
Pflege deine Lead-Datenbank!
Die Datenschutz-Grundverordnung zwingt einen dazu, über Dinge nachzudenken, über die man sich früher vielleicht gar keine Gedanken gemacht hat. Zum Beispiel über die gewissenhafte Pflege der Lead-Datenbank. Mit der DSGVO müssen Einwilligungen und ihre Speicherung spezielle Kriterien erfüllen:
- Die Einwilligung muss eindeutig sein, d. h. der Nutzer muss wissen, wem genau er seine Daten anvertraut. Pauschale Aussagen wie „Die erfassten Daten werden von Partnerunternehmen verarbeitet“ sind nicht zulässig.
- Ganz wichtig: Double-Opt-In. Man darf nicht sofort nach dem Eintragen der E-Mail-Adresse den Nutzer kontaktieren. Erst nach dem sogenannten Double-Opt-In, also wenn der Nutzer eine automatisch generierte E-Mail bekommt und durch den Klick auf einen Bestätigungslink seine Zustimmung gibt, darf man Kontakt aufnehmen.
- Die Einwilligung muss jederzeit nachweisbar sein. Stelle sicher, dass die im Rahmen eines Double-Opt-In erteilte Einwilligung des Nutzers in einer Datenbank gespeichert und nachweisbar ist. Wichtig dabei sind unter anderem das Datum, das Formular, über das sich der Nutzer eingetragen hat und der Zweck der Datenerhebung (z. B. Newsletter-Erhalt). Anbieter von E-Mail-Marketing Lösungen wie CleverReach bieten eine bequeme und sichere Dokumentation und Verwahrung von Datensätzen an.
- Der Nutzer sollte seine Einwilligung jederzeit und unkompliziert widerrufen können – mit einem einzigen Klick auf einen Abmeldelink, der in jeder E-Mail enthalten sein muss.
Das alles klingt nach viel Arbeit, ist aber tatsächlich recht einfach, wenn du entsprechende Tools und Lösungen nutzt. Damit kannst du alle Daten und Opt-Ins zentral verwalten und die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Leadgenerierung steigern. Die Tools bieten meist auch das komplette Set an E-Mail-Marketing Maßnahmen – vom Planen und Aufsetzen ganzer Kampagnen über die Automatisierung von E-Mail-Strecken bis hin zur Auswertung und Optimierung des Versandes. So kannst du sicherstellen, dass Interessenten deinen Content dann bekommen, wenn sie ihn brauchen.
Leadgenerierung als fortlaufender Prozess
Und darum geht es letztendlich bei der Leadgenerierung: Der Interessent soll mit informativen Inhalten und Lösungen so lange begeistert werden, bis er reif für die Kontaktaufnahme oder ein Vertriebsgespräch ist. Und nach dem Kauf durch weitere hilfreiche Inhalte zum treuen Bestandskunden wird.
Bei all dem kann die DSGVO entscheidend helfen. Wenn du die darin enthaltenen Grundsätze verinnerlichst und beim Prozess der Leadgewinnung implementierst, ist die DSGVO eine großartige Möglichkeit, Vertrauen bei Interessenten aufzubauen und so deine Lead-Revolution zu starten!